Als Erste Hilfe beim erkennen einer Krankheit ist, den Vogel von den übrigen Tieren zu trennen (z.B.Krankenbox) und die Umgebungstemperatur um das Tier erhöhen (Rotlicht, Infrarotstrahler).

Kokzidien (Coccidien): Häufigste auftretende Krankheit bei der Eingewöhnung von Wildfängen und in der Haltung in Freivolieren, sowie Zukauf von Vögeln (eine mehrtägige Quarantäne sollte immer durchgeführt werden). Der Erreger, die Kokzidiosen werden durch einzellige Lebewesen (Sporentierchen) hervorgerufen.  Sie durchlaufen mehrere Entwicklungsstadien. Im Stadium der Merozoiten werden Darmzellen zerstört und Organe wie Leber, Milz und Lunge geschädigt. Zu ihrer Entwicklung benötigen die Kokzidien das Vitamin B, welches z.T. im Darmtrakt der Vögel produziert wird. Bei starken Befall kann somit dem Wirt das Vitamin B entzogen werden und er kann mit zentralnervösen Störungen (Kopfzittern, Kopfverdrehen, wackliger Gang und Flug) die Symptome eines Vitamin B Mangels aufweisen. Die Parasiten produzieren in der Darmschleimhaut sog. Oozysten, die mit dem Kot infizierter Tiere ausgeschieden werden. Wegen ihrer dicken Hülle sind diese Dauerstadien gegen äußere Einflüsse höchst widerstandsfähig. Unter optimalen Umweltbedingungen (Wärme,  hohe Luftfeuchtigkeit) benötigen diese Stadien mindestens zwei Tage in der Außenwelt für eine Entwicklung, um ihrerseits erst wieder infektionstüchtig zu werden. Die Entwicklung im Wirt erfolgt so schnell, dass bereits nach 4 bis 7 Tagen nach der Infektion die ersten Oozysten wieder ausgeschieden werden, die nach einigen Tagen wiederum eine neue Infektionsgefahr darstellen. Das Krankheitsbild stellt sich wie folgt dar, die Vögel plustern vorübergehend oder ständig das Gefieder. Diese Vögel sieht man auch auffällig  häufig und lange am Boden oder am Fressnapf sitzen. Sie fressen ständig, aber mit - langen Zähnen- oder mit fast geschlossenem Schnabel stochern sie lustlos aber äußerst ausdauernd im Futter herum. Ihr Sprung von Stange zu Stange ist ohne Eile, sie landen als wären sie aus Styropor und nimmt man sie in die Hand sind sie viel zu leicht, ausgetrocknet und abgemagert. Bläst man das Bauchgefieder auf, so schimmern die Darmschlingen in harten Konturen durch die gerötete Bauchwand hindurch. Der Kot ist meist dünn breiig bis wässrig, manchmal blutig. Junge im Nest werden ebenso befallen und sterben meist mit vollem Kropf und recht schnell, das Nest ist verschmutzt durch den Durchfall (feucht, stark riechend). Da Vögel nach überstandener Infektion mit der Zeit in der Lage sind eine gewisse Immunität aufzubauen, sind Altvögel in einem verseuchten Bestand oft recht widerstandsfähig.

       Behandlung:

  • 1. - 3. Tag Einsatz eines wasserlöslichen Kokzidiosdums bei Entzug von Grünfutter / Gurke / Keimfutter, um eine gute Aufnahme zu erreichen.

  • 4. + 5. Tag Gabe eines Vitaminpräparates (A, D³, E, C) ohne Vitamin B

  • 6. - 8.  Tag Wiederholung der Behandlung wie 1. - 3. Tag

  • 9. - 15. Tag Gabe eines Vitaminpräparates mit Vitamin B

Die Medikamente greifen nur in einen bestimmten Entwicklungsstadium der Parasiten an und töten somit nur eine Entwicklungsstufe ab. Dies geschieht in den ersten 3 Tagen der Behandlung. In der Behandlungspause (4. + 5. Tag) entwickeln sich die noch nicht erfassten Formen bis zu der Phase, in der sie wieder von Medikamenten angreifbar sind. Es folgt die 2. Behandlung (6. - 8. Tag). Da jede Therapie die Vögel belastet, speziell den Vitaminhaushalt, wird in der Pause ein Vitaminpräparat zur Kräftigung gegeben. Ohne die Gabe von Vitamin B ( hier hat sich Ursovit bewährt) , um die noch nicht abgetöteten Stadien der Kokzidien, die ja Vitamin B für ihren Stoffwechsel benötigen, nicht zusätzlich stärken. Außerdem wird die Wirkung einiger Präparate durch B - Vitamine neutralisiert. Nach der Behandlung erhalten die Vögel über mindestens einer Woche ein Multivitaminpräparat. Es ist dabei besonders auf den Zusatz von Vitamin K zu achten der Bestandteil der lebenswichtigen Blutgerinnung ist. Ein tägliches umsetzen der Vögel in saubere Käfige hilft den Entwicklungszyklus der Erreger zu unterbrechen. Eine Kontrolluntersuchung des Kotes nach der Behandlung ist unbedingt erforderlich, um den Erfolg zu überprüfen.

      Medikamente:

  • Baycox: 1ml pro Liter Wasser

  • ESB3: 0,5 ml pro Liter Wasser

  • Amprolvet - Super: 4 ml pro Liter Wasser

  • Sulfadimidin: 0,5 ml pro Liter Wasser

Chronische Atemstörungen: Die Anzeichen sind ähnlich der wie bei Luftsackmilben, wobei die Vögel einen wässerigen Kot ablassen. Ihr Atem ist leicht röchelnd. Chronische Atemstörungen bedeuten kein größeres Problem, die Behandlung kann mit Galomycia vorgenommen werden.
Darmerkrankungen: Bakterielle Erkrankungen verursachen eine schnelle Verdauung, wobei das aufgenommene Futter nur teilweise verdaut wird. Der Kot riecht faul und zeigt eine grünliche Färbung wie bei einer Salmonellenerkrankung oder eine weiße wie beim Befall von Kolibakterien. Im Fall von Chlamydien zeigt sich ein klebriger grüner Kot. Alle internen Organe sind geschwollen und erzeugen Fieber. Hier ist eine Behandlung mit Terramycin oder Aureomycin, erforderlich.
Eine Säuberung das Käfigs ist jedoch in jedem Fall notwendig, um eine erneute Aufnahme von Bakterien aus dem nahen Umfeld des erkrankten Vogels zu vermeiden. Stress, hervorgerufen durch zu engen Besatz, ist zu vermeiden.

 

Parasiten

Luftsackmilben: Kommen in den Atmungsorganen (wie Luftröhre, Luftsäcke, Lunge) vor. Bei Befall zeigt der Vogel pumpende Bewegungen mit dem Schwanz. Die Behandlung der erkrankten Vögel sieht so aus, dass man sie den Dämpfen eines Insektenstrips aussetzt (wie bei den Milben) oder die Behandlung mit Verminex (Petvital) oder Ivermectin (Ivomec) vornimmt. Um einer neuen Infektion vorzubeugen, hat sich Ampicillin als Antibiotikum bewährt.

Rote Milbe: Am Tage wird man diese Milbe, nicht am Vogel entdecken. Tagsüber verkriecht sie sich in Ritzen und Spalten des Käfigs und des Nistkastens, wo man sie meistens auch entdeckt. Sie befallen die Vögel in der Dunkelheit. Obwohl der Befall nicht lebensbedrohend ist, bedeutet es für den Vogel jedoch eine ständige Plage. Stark befallene Weibchen verlassen dabei nicht selten das Gelege. Wirksame Stoffe gegen diese Milbe sind Mittel, die Pyrethrum enthalten.

Nordische Milbe diese Milbenart ist 0,8 mm groß und lebt ständig auf dem Vogel. Sie ernährt sich wie die Rote Vogelmilbe von Blut. Allerdings ist sie weniger gefährlich, da die Milbenanzahl auf einem Vogel begrenzt ist. Der Nachweis der nordischen Vogelmilbe gelingt einfach, in den Konturfedern der Vögel, die angeblasen werden, erkennt man die sich schnell bewegenden Parasiten. Behandlung: Bestreuen (ARDAP Plus Insektizied- Pulver) oder besprühen des Vogels mit Kontaktinsektiziden. ARDAP Spray ist für die Anwendung am Vogel nicht geeignet!

Federlinge sind flügellose Insekten von etwa 2 mm Länge. Es gibt viele verschiedene Arten, die jedoch alle ständig im Gefieder der Vögel leben und sich vom Gefieder ernähren. Die Eier der Federlinge kleben in Reihen an den Federästen. Die Entwicklung vom Ei zur Larve dauert 1 bis 2 Wochen, von der Larve zum Federling etwa 5 Wochen. Die Federlinge sind am Vogel nur schwer zu entdecken, da sie sich geschickt im Untergefieder verstecken können. Leichter gelingt das Erkennen bei den Larven und Eiern. An der Federunterseite des Großgefieders findet man bräunliche Verfärbungen, die wie Schmutz aussehen. Die einzelnen Federn sind an den Spitzen angefressen und in der Mitte löchrig. Die Federlinge sind nicht lebensbedrohend, sie zerstören jedoch das Gefieder der Vögel, wodurch oftmals eine ständige Mauser einsetzt, die den Vogel schwächt und für andere Krankheiten anfällig macht.

Behandlung: Wie vorstehend bei der nordischen Vogelmilbe beschrieben. Die Wiederholungsbehandlungen sollten jedoch in Abständen von sechs Wochen erfolgen. Die einfachste und heute am meisten angewandte Behandlung ist Verminex (Petvital) oder Ivermectin (Ivomec). Ein Tropfen im Nacken des Vogels und Milben und Federlinge werden vernichtet. Allerdings sollten alle Vögel im Bestand gleichermaßen behandelt werden. Um sicherzugehen, dass alle Milben erfolgreich bekämpft worden sind,  ist diese Anwendung nach einer Woche zu wiederholen.

Räudemilben die sich um den Schnabel des Vogels zeigen, da sie hier die günstigsten Nahrungsquellen haben. Dieser korallenähnliche Befall erstreckt sich jedoch auch auf andere Körperteile des Vogels wie unterhalb des Schnabels, Augenpartien, Ohrrändern, Bürzeldrüse, Analbereich, Flügelkanten und nicht zuletzt den Beinen. Das Nichterkennen dieses Befalls an den Stellen, die nicht einsichtig sind, ist das größte Problem in der Kontrolle bei Milben.

Als ideale Bekämpfung von Milben und alle anderen Lästlingen, ohne den Vogel direkt zu behandeln, hat sich Backs Parasiten - Sprühkonzentrat, ARDAP Plus Insektizied-Pulver sowie ein Insekten-Strip erwiesen. Der direkte Kontakt der Vögel mit dem Strip sollte jedoch vermieden werden sowie ist ein gewisser Abstand zu Käfig oder Voliere zu halten, die anderen Mittel können in unmittelbarer Nähe der Vögel verwendet werden, dass Adarp Pulver kann sogar dem Badewasser zugesetzt werden.   

©Juli 2005